Signaturen

Jean Beck und das Dienstmädchen- Syndrom: störende Signaturen

Signaturen sind die Duftmarken der Kunst. Sie helfen beim Zuordnen, wenn Unsicherheit besteht. Jean Beck war ein glühender Verfechter des Signierens, hielt in Leipzig ein Plädoyer dafür - er selbst ging damit eher großzügig um, wohl auch wegen der räumlichen Entfernung zu den Produktionsstätten. Karl Thomas (Fleischmann) erkannte die Bedeutung der Beck´schen Signatur: „Wenn sein Name auf dem Glase steht, fragen Kunstkenner und Sammler nicht mehr nach dem Preis, sondern sie kaufen.“*


In vielen Haushalten regierten Putzteufel, als sich die Objekte Becks dort einfanden. Also wurden zunächst die Klebeetiketten entfernt - in der Frühzeit Becks oft die einzigen „Signaturen“. Und dann fanden sich manchmal auf dem Boden raue Stellen, kaum sichtbar, aber den schönen Gesamteindruck eines glatten Glases störend. Mit viel Rubbeln gelang es allmählich, wenigstens zum Teil das Glas sauber zu bekommen.

Wehe, der Hausherr kam dahinter. Dann musste korrigiert, nachgemalt werden. Ein schönes Beispiel findet sich im Museum Bellerive in Zürich.:


Papieraufkleber auf roter geschliffenen Vase
„Sign am Boden, Ätzstempel, partiell mit schwarzer Kaltfarbe übermalt. JEAN BECK mit Vase in punktiertem, offenem Oval."

In Wirklichkeit sah das so aus:


Zürich, Museum Bellerive, Katalog


Signatur , Original auf Glas

Auch ein Stück Kulturgeschichte in ihren Verzweigungen. Und ein schönes Beispiel für die Last mit den Signaturen.

*Professor Jean Beck, Artis-Verlag, München

Signaturen: Vermutungen, Irrtümer

Bei galvanisierten Gläsern finden sich auf dem Boden manchmal handschriftlich aufgetragene dreistellige Ziffern, zumeist in roter Farbe. Diese sieht man öfter bei galvanisierten Produkten unterschiedlichen Entwurfs - sie sagen aber gar nichts aus über einen Entwurf von Beck, sie sind kein Beweis. Diese Ziffern sind vermutlich eine fabrikinterne Reihung der Produktion, wie am Beispiel eines galvanisch verzierten identischen Vasenpärchens, signiert von Beck, ersichtlich ist, das die fortlaufenden Nummern 399 bzw. 400 trägt. Für die Zuordnung zu Jean Beck ist ausschließlich Becks Handschrift bzw. sein Signaturstempel maßgebend. Wer ist für den Glasentwurf, wer für das Dekor verantwortlich - diese Frage ist zu stellen; kann sie nicht beantwortet werden, sollte man ein Fragezeichen setzen.

Gesicherte Signaturen

Ordnung in Becks Signaturen zu bringen, fällt schwer. Das hängt sicher mit seiner künstlerischen Entwicklung zusammen, ist aber auch später, vor allem beim Glas, in keine zeitliche Abfolge zu bringen, d.h. zeitgleich werden verschiedene Arten von Stempeln verwandt, die auch keinem bestimmten Produktionsort zugewiesen werden können.


Nur eine einzige Stempelform wurde ausschließlich für einen bestimmten Zweck verwendet: für den Export variierte Beck die Form durch ein nach unten gezogenes Dreieck, verwendete kräftige schwarzer Farbe und das Wort MUNICH, fälschlich bei unsauberem Abzeichnen mit 2 sprachlich inkorrekten Punkten im U dargestellt.
 
Zunächst sollen hier in grober Ordnung Signaturen auf Papier, auf Keramik, auf Glas und auf Metall abgebildet, nicht nachgezeichnet, werden - Verfälschungen werden so auf jeden Fall vermieden, auch wenn vielleicht die Erkennbarkeit darunter leidet. Der Sammler soll das Gespür für die Zusammengehörigkeit von Objekt und Zeichen sehen.


Die in Becks Stempeln häufig verwendeten Schilde werden immer wieder abenteuerlich interpretiert, es sind ganz einfach Malerschilde, das Zeichen der Malerinnung und damit für den Maler Beck ein Zeichen seiner handwerklichen Herkunft und seiner Funktionen als Obermaler in Mettlach und Waechtersbach.

 
Kartonaufsteller mit Wappen JB und drei Malerschilden
Papier
Entwurf für einen Henkelkrug auf Karton
Entwurf für einen Henkelkrug, Versalien
Fliesenentwurf mit Schwänen
Entwurf für ein floral gestaltetes Fenster auf Transparent
Entwurf eines Tellers für Waechtersbach, verziert mit Rokaillen
Studie mit Blütenzweigen und Vögeln auf Transparent.

Signatur eines Entwurfsblattes für Wadgassen/Mettlach, verwendet auch für die Herstellung eines Medaillons. Einzig bekannte Verwendung des "Münchner Kindl".


 

Silbergefasstes Medaillon, 5 cm Längsachse, hergestellt bei Villeroy&Boch in Mettlach- Steinzeug. Rückseitig Prägestemper JB unter Münchner Kindl
 

Vorderseite des von Beck gestalteten Medaillons mit weißer Keramik auf blauem Untergrund in Biedermeiermanier, Anlehnung an Wedgwood.




Signaturen für Villeroy & Boch, Mettlach (zur Verdeutlichung wird der "Mettlacher Turm" auch gezeichnet abgebildet):
 
Skizze
Turmmarke, 1883 eingeführt. Sie zeigt den Stumpf der mittelalterlichen Abteikirche Mettlach, die Fabrik arbeitet im ehemaligen Kloster.






geprägte Bodensignatur auf einer Keramik für LIPP / Mering
Glas

Ätzsignaturen auf Glas





Der Sonderfall einer Bezeichnung auf Glas ist die handschriftliche Signatur auf der Wandung einiger Gläser der "Holländischen Serie", manchmal noch zusätzlich am Boden gestempelt.

Den Dreieckstempel mit dem Abbild einer gläsernen Anbietschale verwendete Beck in späteren Jahren auch zur Signatur von Entwürfen, wie auf diesem Blatt aus Regenhütte: Service "Ida"; s. auch links handschriftliche Signatur.


Klebezettel eines Münchner Geschäfts am Maximiliansplatz neben Becks Ätzsignatur
Metall

In Metall geprägte und geschwärzte Signatur eines Tellers
Abb. aus dem Reichswarenzeichen-Register

Nicht zu den Signaturen gerechnet werden kann ein eingetragenes Warenzeichen mit einem Medusenhaupt. Beck ließ 1900 dieses Zeichen noch unter seiner früheren Anschrift im Wohnhaus Schwindstraße 16 (kein Atelier, keine Werkstätte!) im Reichsmarkenamt Berlin registrieren. Ob es je verwendet wurde, ist unklar.


Eine Brücke zu der bisher ungeklärten Verwendung des Medusenhauptes könnte die Abbildung des in Paris üblichen Symbols der Maler sein (rechts): Medusenhaupt und Malerschilde.
 
Wegen der engen Kontakte Becks zu Paris (Theodor Deck, Akademie) bietet sich die Möglichkeit an,  dass Beck in München auf dieses Zeichen zurückgegriffen haben könnte.

Gewarnt werden muß vor einigen gezeichneten ominösen Signaturen, die unexakt sind und deren Herkunft nicht belegt ist, die aber immer wieder verbreitet werden.